Youth Summit 2019: Entwicklungszusammenarbeit – nichts als heisse Luft?

Workshopleitende am Youth Summit: Pfarrerin Obertina Modesta Johanis, Daniela Lilja und Franz Thiel von Helvetas sowie Nina Sahdeva von fair unterwegs und mit dem Mikrofon Organisatorin Veronika Henschel von young@mission21. Foto: Mission 21

Extreme Armut hat sich weltweit in den letzten 25 Jahren halbiert. Auch HIV-Neuansteckungen und Kindersterblichkeit haben sich stark verringert. Am Youth Summit, einem Anlass von young@mission21 und den Schweizer Jungparteien, stellte Journalist und Ökonom Markus Mugglin mit seinem Input zu Beginn klar: «Der Fokus auf Bad News ist in den Medien zu gross. Eigentlich leben wir gemessen am Lebensstandard in der besten Welt seit der Geschichte der Menschheit.» Trotzdem ist die Welt enorm ungerecht. In Sub-Sahara Afrika steigt die extreme Armut an.

Zur Verbesserung der Lebensbedingungen kann Entwicklungszusammenarbeit einen Beitrag leisten – dies gelingt jedoch nur, wenn sie nachhaltig und partnerschaftlich wirkt. «Zudem hat auch der globale Norden Hausaufgaben. Wir können nicht einerseits Entwicklungsprojekte haben und andererseits global tätige Firmen mit Sitz in der Schweiz, welche die Probleme mitverursachen», wie Fabian Ottiger vom Think Tank für Aussenpolitik foraus anmerkte. 

„Schluss mit Mutter-Kind-Beziehung“             

Nach diesem ersten Input konnten die Teilnehmenden in sechs verschiedenen Workshops ihr Wissen zur Entwicklungszusammenarbeit vertiefen. So präsentierten zum Beispiel Adina Rom und Selina Bezzola von der ETH erstaunliche Fakten im weltweiten Fortschritt zur Armutsreduktion. 1960 konnten nur 42 Prozent der Menschen lesen und schreiben, 2015 waren es schon 86 Prozent. Bei Sabine Hohl von der Universität Bern ging es um Ethik. Sie thematisierte Fragen wie diese: Sind wir verpflichtet zu helfen? Und wie gehen wir damit um, dass wir für Kleinigkeiten täglich Geld ausgeben, das Menschenleben retten könnte? 

Mit der indonesischen Pfarrerin Obertina Modesta Johanis war auch eine Stimme aus dem globalen Süden vertreten. Sie berichtete von ihren Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit mit Mission 21: „Früher war unsere Beziehung wie eine Mutter-Baby-Beziehung. Seit 15 Jahren bemerke ich aber einen Wandel, heute fungiert Mission 21 als Brücke und guter Freund.“

Migration und Klimawandel in der Diskussion

An der anschliessenden Podiumsdiskussion zur neuen Strategie des Bundes zur internationalen Zusammenarbeit nahm Botschafter Manuel Sager teil, Direktor der DEZA. Er hielt fest: „Jedes politische Handeln sollte Ausdruck der Verantwortung für sozial- und umweltverträgliche Entwicklung sein und deren Zielen nicht entgegenlaufen.“

Dass die DEZA in ihrer neuen Strategie Entwicklungspolitik mit Migration verknüpft, gab viel zu reden. So wurde zu bedenken gegeben, dass es illusorisch sei, dass Entwicklungszusammenarbeit Migration aufhalten könnte. Viele Menschen würden nämlich freiwillig migrieren und nicht aus Not. Botschafter Manuel Sager sagte dazu: „Entwicklungszusammenarbeit kann Migration nicht verhindern. Der DEZA geht es darum, vor Ort Perspektiven zu schaffen und damit Alternativen zu Flucht und Migration aus Hoffnungslosigkeit zu bieten.“

Auch der Klimawandel war ein grosser Diskussionspunkt. Ein junger Mann gab mit seiner Äusserung zu denken: „Momentan können nur 5 Prozent der Menschen am Flugverkehr teilnehmen. Was passiert mit unserer Umwelt, wenn alle zum Mittelstand gehören?“

Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig es ist, zu erkennen, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht alle Probleme lösen kann. Die Schweizer Bevölkerung und die Privatwirtschaft sind genauso gefragt, ihren Beitrag zu leisten. „Wir sind alle Teil des Problems und daher sollen wir auch Teil der Lösung sein“, sagte Botschafter Sager.

Text: Eva Sidler, Fotos: Mission 21

► Radiobeitrag Life Channel

►Rede von Markus Mugglin am Youth Summit

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