csm_indonesien_bildung_200.1010_03_a7352591f6.jpg
    Asien, Hongkong, Indonesien, Malaysia, Bildung

    Bildung für den sozialen Wandel in Asien

    Projektnummer: 200.1010

    Pfarrpersonen sind in Asien wichtige Akteur*innen auf dem Weg zu mehr Frieden und Gerechtigkeit. Sie sind Vertrauenspersonen, die in den Gemeinden oft mehr Anerkennung geniessen als Repräsentant*innen des Staates. Die Qualität ihrer Aus- und Weiterbildung steht deshalb im Zentrum dieses Projekts. Lehre und Praxis an kirchlichen Bildungsinstitutionen sollen die angehenden Pfarrpersonen darauf vorbereiten, mit den Herausforderungen ihrer Basisgemeinschaften – wie etwa Landraub, Diskriminierung von Minderheiten und Einschränkung der freien Religionsausübung – umzugehen.

    Hintergrundinformationen

    Obwohl der Staat Religionsfreiheit garantiert, erfahren ethnische und religiöse Minderheiten in Indonesien immer wieder Einschränkungen, was im Alltag zu Konflikten führt. In Malaysia geniesst der Islam als Staatsreligion politischen Vorrang, obwohl die Gesellschaft religiös und ethnisch heterogen zusammengesetzt ist. Im Bundesstaat Sabah sind 69.6% der Bevölkerung Muslim*innen und 24.7% Christ*innen. Im Projektgebiet in Sabah fühlt sich die indigene, christliche Minderheit benachteiligt. Politische Opportunitäten und ein Mangel an Rechtstaatlichkeit verhindern in beiden Ländern, dass Benachteiligte zu ihrem Recht kommen. In Hongkong hat die VR China demokratische Rechte wie die Versammlungs-, Meinungs- und Wahlfreiheit in den letzten Jahren massiv eingeschränkt. Unzählige Demokratie-Aktivist*innen und kritische Publizist*innen sind physisch bedroht und inhaftiert worden. Die staatliche Kontrolle über alle Bereiche des Lebens, einschliesslich der kirchlichen Arbeit, nimmt stetig zu und hat zu einer Atmosphäre der Angst und Selbstzensur geführt.

    Die wichtigsten Kirchen und kirchennahen Vereinigungen in Indonesien propagieren eine kontextuelle Theologie (oder Transformations- oder Befreiungstheologie): Sie betonen die Herausforderungen des Hier und Jetzt im Gegensatz zu Versprechungen des Jenseits, das aktuelle brennende Probleme in der Gesellschaft ausblendet. Alle Partnerorganisationen von Mission 21 sind an transformativen Prozessen beteiligt, die das Bewusstsein für die aktuellen sozialen Realitäten fördern, neue kontextbezogene theologische Perspektiven entwickeln und zum Handeln in ihren Gemeinschaften aufrufen. Viele der heutigen sogenannten „Agents of Change», darunter viele Frauen, sind ehemalige Projektteilnehmer*innen der Programmarbeit von Mission 21 und haben inzwischen Führungspositionen in Kirchen und kirchlichen Verbänden übernommen. Theologisch ausgebildete Fachpersonen sind in der Lage, neue Perspektiven für eine geschlechtergerechte Kirchenpolitik und neue theologische Lehrpläne zu entwickeln, die sich mit brennenden, aber lang übersehenen Problemen in der Gesellschaft befassen. Kontextuelle Theologie bildet dabei die Basis für den interreligiösen Dialog und die konkrete, praktische Zusammenarbeit über die Religionsgrenzen hinweg zur gemeinsamen Behandlung von Herausforderungen.

    Aussagen von Teilnehmenden bestätigen, dass eine nachhaltige Diskussion innerhalb von Kirche und Gesellschaft – angeregt durch Seminare und Vorträge zu spezifischen brennenden Themen wie Klimawandel, gesellschaftliche Gewalt und Trauma, Geschlechterrollen und Machtverhältnisse, Tradition und LGBQTI+, Ekklesiologie oder interreligiöse Beziehungen und Meinungsfreiheit – noch weitere Anstrengungen erfordert, die die Ebenen Diskurs, Lehre und Praxis umfassen. Diese Themen sind in der Gesellschaft nach wie vor umstritten und können daher potenziell zu Konflikten führen. Die theologische Bildung, im Sinne der Ausbildung von zukünftigen gesellschaftlichen Führungskräften, kann hierbei eine wichtige Rolle einnehmen.

    Projektziele

    Basisgemeinschaften und Gruppierungen der Zivilgesellschaft werden gestärkt, um ihr Leben selbstbestimmt und eigenständig gestalten zu können und gesellschaftliche Prozesse aktiv mitzutragen. Die kirchlichen und weitere zivilgesellschaftliche Ansprechpersonen haben dabei eine Schlüsselfunktion: Durch die Vermittlung einer kontextuellen Theologie, welche die aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen reflektiert und in Bezug zur Praxis setzt, werden die Studierenden und zukünftigen Pfarrpersonen dazu befähigt, wirkungsvoller auf drängende gesellschaftliche Probleme einzugehen.

    • Einbindung von Kirchenführer*innen, Studierenden theologischer Fächer und Laien in die kritische Reflexion über Fragen des Glaubens und der Gesellschaft auf ökumenischer Grundlage und ihre Befähigung zu Akteuren des Wandels für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und Vielfalt
    • Zugang zu Bildung und praktischen Erfahrungen für marginalisierte und gefährdete Gruppen, um Wissen, Fähigkeiten und Selbstvertrauen zu erwerben
    • Seelsorgerische Betreuung von marginalisierten und gefährdeten Personen
    • Förderung der Weiterentwicklung von theologischen Lehrplänen und der kirchlichen Lehre
    • Förderung von kurz- und langfristigen Begegnungen und Lernaustauschen

    Unterstützung von Forschungsarbeiten zu kontextbezogenen theologischen Fragen und dem Nachweis von Programmergebnis

    Zielgruppe

    Die Studierenden sowie die Leitungs- und Lehrpersonen theologischer Ausbildungsinstitute sind die primären Zielgruppen dieses Projektes. Die Studierenden werden als angehende Pfarrpersonen oder anderweitige Aktive später wichtige «Akteur*innen des Wandels» und Führungspersönlichkeiten in Kirche und Gesellschaft, die sich in ihrem Umfeld für Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die Haltung, die ihnen im Studium vermittelt wird, hat entscheidenden Einfluss auf die Wirkung kirchlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsprogramme. Somit leisten die Ausbildungsstätten, die theologischen Verbände und das Verlagshaus einen konkreten Beitrag zu einer solidarischen und friedlichen Gesellschaft. Indirekte Teilnehmer sind Kirchengemeinden, akademische Gemeinschaften und politische Entscheidungsträger in Kirchen, Wissenschaft und Gesellschaft.

    Direkte Projektteilnehmer*innen: 2’429
    Indirekte Projektteilnehmer*innen: 8’281

    Aktivitäten

    • Die langjährigen internationalen Mitarbeitenden Tobias Brandner (CUHK) und Daniel Gloor (STS) aus der Schweiz, sowie die Indonesierin Elizabeth Mesdila (LS-PCS), sind als Dozierende für Theologie wichtige interkulturelle Brückenbauer*innen und erweitern die Horizonte der Studierenden wie auch interessierter Personen in der Schweiz
    • Förderung von Seelsorgeangeboten für ausgegrenzte und gefährdete Menschen, einschliesslich der Gefängnisseelsorge durch Tobias Brandner in Hongkong, wo zu seinen Klienten bekannte Akteur*innen der Demokratiebewegung gehören
    • Entwicklung interdisziplinärer und praktischer theologischer Ausbildungsprogramme unter Einbeziehung kontextbezogener sozialwissenschaftlicher Methoden zur Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen der Kirche, wie z. B. sozialdiakonische Verantwortung, Politisierung der Religion, Demokratie im Zeitalter der Postmoderne und öffentliche Theologie
    • Bereitstellung von Stipendien für theologische Ausbildungsprogramme, um Studierende, insbesondere Frauen, aus benachteiligten Verhältnissen, auf ihre Rolle als «Akteur*innen des Wandels» in der Gesellschaft vorzubereiten
    • Bildungsaktivitäten für die Partner*innen der Studierenden, die später traditionell ebenfalls eine wichtige Rolle in der Gemeindearbeit übernehmen werden
    • Kofinanzierung der Saläre von indigenen Dozierenden aus marginalisierten und gefährdeten gesellschaftlichen Gruppen
    • Sommerschulen und Studienreisen
    • Förderung von Publikationen und der Ausstattung von Bibliotheken zu kontextuellen theologischen Themen, einschliesslich feministischer Theologie
    • Initiativen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit

    Projektfortschritt

    Die wichtigen Verbände PERSETIA und PERUATI und der Verlag Gunung Mulia propagieren mit ihren Veranstaltungen und Publikationen die Kontextualisierung der Theologie, was inzwischen im akademischen Diskurs in Indonesien zum «Mainstream» geworden ist. An diesem Erfolg haben Mission 21 und ihre Partner mitgewirkt, wie auch der gezielten Förderung von Frauen und der feministischen Theologie. An der theologischen Hochschule der GKE in Süd-Kalimantan z.B. ist die Kontextualisierung in Lehre und Forschung eingegangen, dies nicht als Fach, sondern als Arbeitsprinzip. Die so ausgebildeten jüngeren Pfarrpersonen engagieren sich mit Unterstützung ihrer Kirchen vermehrt auch für brennende gesellschaftliche Probleme in ihren Gemeinden und arbeiten in ihren Gemeinden interreligiös zusammen mit Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften. Einige dieser «Akteure des Wandels» sind inzwischen auch in Führungspositionen ihrer Kirchen bzw. der kirchennahmen Institute und Verbände aufgestiegen.

    Am Luther Seminar der Partnerkirche PCS in Sabah konnte durch den Süd-Süd-Austausch der Theologin Elizabeth Mesdila aus Indonesien ein wertvoller Beitrag erzielt werden. Die Vertiefung der überregionalen Programmarbeit im Bereich kontextuelle Theologie soll auch dazu beitragen, die andersgelagerte und benachteiligte Situation der Christinnen und Christen in Malaysia gegenüber jenen in Indonesien bewusster zu machen. Das STS in Malaysia hat sein Ausbildungsangebot – begleitet von sozialen Initiativen wie Kinder- und Wohnheimen, Einkommensförderung für Frauen, Suchtprävention und interreligiösem Dialog – stetig ausgebaut und professionalisiert. Im Zentrum der Projektzusammenarbeit steht die Weiterbildung von Studierenden und Lehrkräften aus marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen, wie z.B. ethnischen Minderheiten. Die kontinuierliche Vertiefung der Kenntnisse von Dr. Daniel Gloor im Bereich des Arabischen und des Islam ermöglichen es, dass er in dem schwierigen Umfeld in Malaysia für Christen sachkundig die Behandlung des Islam in seinem Unterricht vertiefen konnte. Grundlegende Fragen offen zu diskutieren, ist für die Studierenden im islamischen Kontext Malaysias von zentraler Bedeutung. Die Corona-Pandemie hat insbesondere die malaysischen Partnerinstitute bei der Aufrechterhaltung von Lehrangeboten für Studierende aus entlegenen Regionen vor grosse Herausforderungen gestellt.

    In Hongkong waren die Studierenden der Divinity School in den vergangenen Jahren sehr aktiv in die Demokratiebewegung. Da die Repression gegen freie und kritische Denker deutlich zugenommen hat, ist eine progressive Ausbildungsstätte wie die Divinity School umso wichtiger. Die Divinity School setzt sich für freie Meinungsbildung und -äusserung und das Einstehen für Gerechtigkeit ein.


    Aktueller Podcast

    In China wächst die Zahl der Christinnen und Christen rasant. Die offiziell registrierten Kirchen florieren, hinzu kommen Gemeinden, die sich der Kontrolle der Staates entziehen. Der Staat versucht, die Kirchen zu kontrollieren und fürchtet sich zugleich davor, dass sich die Loyalität der Christinnen und Christen weg von der Partei hin zur Religion verschiebt. Zudem erklärt Brandner, wie die Bibel an Aktualität gewinnt, wenn sie in eine durch Repression geprägte Lebenswelt hineinspricht, und er sagt, weshalb das Christentum keine westliche, sondern eine globale Religion ist.

    ▶ Hören Sie folgend den RefLab-Podcast „Wer hat Angst vor dem Christentum?“ mit Tobias Brandner, Theologieprofessor, Gefängnisseelsorger und Mitarbeiter von Mission 21.

    Projektbilder

    Alternative Karte

    Indonesien, Malaysia, Hongkong

    • rund 323 Mio Menschen leben in Indonesien, Malaysia und Hongkong
    • rund 33 Mio sind Christ*innen
    • rund 87% sind Muslim*innen in Indonesien

    Projektsumme 2025

    CHF 334‘485

    jacqueline

    Jacqueline Brunner

    Teamleitung Kirchliche Partnerschaften

    Tel. 061 260 23 37
    ► E-Mail

    Mathias Waldmeyer

    Teamleiter und Programmverantwortlicher Asien
    Tel: +41 (0)61 260 22 63
    ► E-Mail

    Hoffnung dank Ihrer Unterstützung

    Mission 21
    Evangelisches Missionswerk Basel

    Postfach 270
    Missionsstrasse 21
    4009 Basel, Schweiz
    Tel.: +41 (0)61 260 21 20
    info@mission-21.org

    Spendenkonto Schweiz:
    IBAN: CH58 0900 0000 4072 6233 2
    Steuerbefreiungsnummer:
    CHE-105.706.527

    Spendenkonto Deutschland:
    Sparkasse Lörrach-Rheinfelden
    Swift-BIC: SKLODE66
    BLZ: 683 500 48
    IBAN: DE39 6835 0048 0001 0323 33
    Konto Nr. : 1032333

    Nach oben blättern