Jacqueline Brunner
Teamleitung Kirchliche Partnerschaften
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Projektnummer: 225.1008
Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in Indonesien und Malaysia stark verbreitet. Aufgrund fehlenden Einkommens und mangelnder Zukunftsperspektiven migrieren hunderttausende Indonesier*innen in die Nachbarländer und erfahren in dieser vulnerablen Situation oft Gewalt und Ausbeutung, wie beispielsweise in Hongkong. Dieses Projekt setzt sich für Frauenrechte und die Überwindung von geschlechtsbasierter Gewalt ein, indem Betroffene Schutz in Frauenhäusern sowie psychologische, juristische und wirtschaftliche Unterstützung erhalten. Schlüsselakteur*innen in der Verwaltung, in religiösen Gemeinschaften sowie Lehrpersonen werden zum Thema geschult und entsprechende Anlaufstellen eingerichtet. Die Kinder illegalisierter Arbeitsmigrant*innen in Malaysia erhalten Schulunterricht in kommunalen Lernzentren. Die überregionale Plattform für sichere und faire Migration dient dem Austausch und der Koordination unserer zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen untereinander, vernetzt sie mit Behörden und organisiert Sensibilisierungskampagnen.
Frauen sind in einem allgemein patriarchalischen Kontext wie in vielen Ländern Asiens besonders verletzlich, da sie ihren Ehemännern auch zivilrechtlich untergeordnet sind. Der Ehemann gilt als Familienoberhaupt mit weitreichenden Kontroll- und Herrschaftsbefugnissen. Das indonesische und malaysische Recht macht jenen Ehepartner schuldig, der zuerst das Elternhaus verlässt, und diskriminiert damit Frauen, die mit ihren Kindern wegziehen, weil sie häusliche Gewalt erlebt haben. Traditionelle kulturelle Normen, geprägt von Armut, führen in Indonesien und Malaysia zudem noch immer zur Verheiratung minderjähriger Mädchen, was als strukturelle Form von Gewalt angesehen werden kann. In Indonesien sind jährlich etwa 1,4 Millionen Frauen bei ihrer Heirat jünger als 18 Jahre, wobei Eheschliessungen oft von den Familienoberhäuptern arrangiert werden und der Wille der betroffenen jungen Frauen nicht respektiert wird.
Um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern, suchen viele Indonesier*innen eine Beschäftigung im Ausland, beispielsweise in Malaysia, Hongkong, Taiwan, Korea, Singapur oder im Nahen Osten. Andere werden von ihren Familien sogar gezwungen, als Wanderarbeiter*innen Geld zu verdienen. Nicht wenige fallen dem Menschenhandel zum Opfer. Über neun Millionen Indonesier*innen arbeiten im Ausland. 75 Prozent von diesen sind Frauen; sehr oft sind sie als Hausangestellte und Pflegekräfte beschäftigt.
In der Projektregion Hongkong arbeiten die rund 380’000 ausländischen Hausangestellten zumeist unter sehr schlechten Bedingungen, mehr als 40 Prozent von ihnen stammen aus Indonesien. Der Mangel an Bildung verschlechtert insbesondere die Situation von Wanderarbeiter*innen. Nur wenige kennen ihre Rechte und können bei Problemen in Fällen von Missbrauch, sexueller Ausbeutung oder ungesunder Situation am Arbeitsplatz Hilfe suchen oder sich wehren. Malaysia hat sich zu einem der beliebtesten Zielländer für ungelernte Wanderarbeiter*innen entwickelt. Eine grosse Zahl von ihnen reist ohne Papiere ein. In der Provinz Sabah, wo Mission 21 tätig ist, gibt es 810’000 Staatenlose, was zu komplexen Problemen führt. Das Bildungsgesetz von 1996 (Gesetz 550) verbietet Kindern von irregulären Einwanderer*innen ohne entsprechende Papiere den Besuch öffentlicher Schulen. Die Verweigerung der Bildung hindert diese Kinder daran, eine bessere Zukunft zu erlangen. Diese Lücke versuchen schulische Lernzentren in kirchlicher Trägerschaft zu schliessen. Hierbei ist eine Kooperation mit indonesischen Schulbehörden nötig, damit gesichert ist, dass bei einer späteren Rückkehr ins Heimatland der Eltern erworbene Abschlüssen anerkannt werden.
Primäre Zielgruppe sind Frauen, die in der eigenen Familie oder als Arbeitsmigrantinnen in fremden Haushalten oder entlang der Migrationskette Opfer von Entrechtung, Ausbeutung und Gewalt werden oder diesem Risiko ausgesetzt sind. Die Kinder von irregulären Arbeitsmigrant*innen in Sabah (Malaysia), gehören ebenso zur Zielgruppe. Männer werden in der Präventionsarbeit und bei Kampagnen einbezogen, denn Geschlechtergerechtigkeit kann nur erreicht werden, wenn Frauen und Männer gemeinsam darauf hinarbeiten.
Im Bereich der unmittelbaren Unterstützung für Betroffene von sexualisierter und geschlechtsbasierter Gewalt, einschliesslich Menschenhandel, betreuten unsere Partnerorganisationen im Jahr 2023 insgesamt 240 (überwiegend weibliche) Personen. Die Betreuung umfasste psychologische, medizinische, juristische und wirtschaftliche Unterstützung. Der Anstieg der Zahl der unterstützten Betroffenen gegenüber den Vorjahren zeigt, dass das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt wächst und mehr Menschen Unterstützungsdienste in Anspruch nehmen.
Durch Wiedereingliederungs- und einkommensschaffende Massnahmen konnten einige der Betroffenen ihr Studium fortsetzen oder ihr eigenes Unternehmen gründen. Für Straftäter hat die GKP in ihrem Frauenschutzhaus «Pasundan-Durebang» in Bandung Rehabilitationskurse angeboten, um eine langfristige Verhaltensänderung zu fördern. Das Team der Schutzeinrichtung «Haus der Hoffnung» der GMIT in Kupang unterstützte die Familien von 129 im Ausland verstorbenen Arbeitsmigrant*innen, ein trauriger Hochstand der Todeszahlen.
In ihrem Servicegebiet richtete die GMIT in zehn Kirchgemeinden Unterstützungs- und Präventionsteams für Betroffene von sexualisierter Gewalt und Menschenhandel ein. In Westjava konnte die GKP in Zusammenarbeit mit der muslimischen zivilgesellschaftlichen Organisation Sapa Institute den Kontakt zur Islamischen Union Indonesiens herstellen, die auch fundamentalistische Gruppen einschliesst. Dadurch konnte sie ihre Aufklärungs- und Sensibilisierungsmassnahmen zum Thema geschlechtsbezogene Gewalt ausweiten.
Im Bereich der Prävention wurde strukturell daran gearbeitet, Geschlechterrollen und -beziehungen zugunsten eines weniger gewaltvollen Zusammenlebens zu verändern. 2’212 Personen (etwa zu einem Drittel Männer, zu zwei Dritteln Frauen) nahmen an Massnahmen zur Sensibilisierung teil. An Initiativen zum Kapazitätsaufbau, einschließlich Schulungen, Kursen und Workshops, nahmen 809 Personen, überwiegend Frauen, teil und wurden zu Vermittler*innen und Berater*innen in ihren Gemeinschaften ausgebildet.Die Advocacy-Aktivitäten in Politik und Kirchenlandschaft erreichten 1’027 Personen direkt.
Mehrere Partnerorganisationen setzen heute einen Verhaltenskodex zur Prävention von sexueller Ausbeutung, Missbrauch und Belästigung (PSEAH) um und fördern mittels Massnahmen zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Führungspositionen – mit Erfolg: Drei der fünf Partnerkirchen des Projekts werden aktuell von Frauen geleitet, darunter die GKE, die ein enorm grosses Gebiet (fast ganz Kalimantan, den indonesischen Teil Borneos) umfasst. Indonesische Arbeitsmigrant*innen in Hongkong wurden durch Christian Action über Geschlechtergerechtigkeit aufgeklärt und in die Lage versetzt, ihre Rechte besser wahrzunehmen.
Das 2022 erlassene neue Gesetz zur Kriminalisierung sexueller Gewalt in Indonesien wurde unter anderem dank der unermüdlichen Lobbyarbeit unserer Partnerorganisationen GKP, PERUATI und PGI und ihrer intensiven interreligiösen Netzwerkarbeit erreicht. Zudem wurde in Westjava ein Gesetzentwurf eingebracht, der die Schaffung integrierter Dienste für Frauen, Kinder und Arbeitsmigrant*innen vorsieht.
In Sabah besuchten 678 Kinder von illegalisierten indonesischen Arbeitsmigrant*innen, die aufgrund fehlenden Aufenthaltsrechts ihrer Eltern von öffentlichen Schulen ausgeschlossen sind, den Unterricht in den fünf kommunalen Lernzentren der BCCM. 18 Mädchen und 20 Jungen schlossen ihre Ausbildung an einem Community Learning Center ab, das dem Niveau der Junior High School in Indonesien entspricht.
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