Jannet Villanueva
Koordinatorin Lateinamerika (Bolivien und Peru)
Projektnummer: 476.1020
Im Rahmen des strategischen Wirkungsbereich Bildung geht es einerseits darum, Grundfertigkeiten, wie Lesen und Schreiben zu vermitteln andererseits sollen Menschen dabei unterstützt werden, sich aktiv an gesellschaftlichen und politischen Prozessen zu beteiligen. Die bewusste Förderung von (indigenen) Frauen und Mädchen ist uns dabei besonders wichtig. Ihre Mitsprachemöglichkeit trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Gesellschaft und die Staaten in denen sie leben zu pluralen und sozial Inklusiven Demokratien entwickeln. Gerade in Ländern mit unzureichenden formellen Bildungsangeboten und fehlenden Weiterbildungsmöglichkeiten, wie Peru, ist das Bildungsangebot unserer Projektpartner eine wichtige Ergänzung zum staatlichen Schul- und Ausbildungssystem. Doch selbst in Ländern mit besser entwickelten Bildungssystemen sind diese Maßnahmen von großer Bedeutung, da die zu fördernden Fähigkeiten oft nicht in den Lehrplänen der formalen Bildung enthalten sind.
Im Wirkungsbereich Bildung ist Mission 21 in Peru tätig. In Peru werden drei Partnerorganisationen unterstützt, die in verschiedenen ländlichen Provinzen des Departements Puno aktiv sind. Hier liegt die Armutsrate bei fast 40 Prozent. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist indigener Herkunft. Vor allem Aymaras und Quechuas sind stark vertreten. Obwohl die peruanische Gesetzeslage eine weitgehende Bürgerbeteiligung vorsieht sowie die Rechte der indigenen Völker anerkennt, geschieht dies in der Praxis unzureichend. Oft werden diese vom Staat weiterhin diskriminiert und bevormundet. Die Autoritäre und patriarchale Amtsführung ist an der Tagesordnung. Immer wieder kommt es zu sozialen Konflikten (u.a. zu Umweltkonflikten), die gelegentlich in gewaltsamen Protestaktionen eskalieren. Indigene Frauen im Hochland bekommen Rassismus, Diskriminierung und Machismo fast täglich zu spüren. Während sie als «Folklore-Objekte» sehr gefragt sind und auf Hochglanzbildern die Tourismusbroschüren schmücken, werden sie in der Rolle als aktive Bürgerinnen die den Staat in die Pflicht nehmen, um ihren Familien und ihrer Dorfgemeinschaft einen Zugang zu Infrastruktur, Wasser, Nahrung und Einkommen zu sichern, als störend empfunden. Kommt es zu Streiks werden sie in den Medien in Lima nicht selten als ignorante und lernunwillige «Nichtsmenschen» oder «Terroristen» betitelt.
Erschwerend kommt hinzu, dass in ländlichen Gebieten über 23% der peruanischen Frauen Analphabetinnen sind. Gleichzeitig übernehmen sie oft die Rolle des Familienoberhauptes da aufgrund der geringen Beschäftigungsmöglichkeiten viele Männer ihre Familien während Monaten verlassen, um in Bergwerken oder in der Stadt Arbeit zu suchen. Die Herausforderungen im Alltag vieler Frauen und Mädchen sind also besonders hoch. Die Kluft, zwischen dem, was gesetzlich verankert ist, und dem, was umgesetzt wird, ist weiterhin sehr gross. Obschon der 2021 gewählte linksgerichtete Präsident Boric versprach die patriarchalen Strukturen zu überwinden sowie die Grundrechte auf Bildung und Gesundheit wahrzunehmen, sind vor allem Frauen aus den ärmeren Schichten sowie indigene Frauen grosser wirtschaftlicher Unsicherheit ausgesetzt. Auch sie sind oft allein für das Überleben ihrer Familie verantwortlich. Gleichzeitig verfügen sie über geringe Schulbildung und sind ungenügend über ihre Rechte informiert.
Ausserdem sind die meisten Familien in den Armenvierteln auf das staatliche Gesundheitssystem angewiesen. Das heisst, dass sie die Kosten für die oft fehlenden Medikamente bis zur Hälfte selbst tragen und häufig stundenlang für eine medizinische Konsultation anstehen müssen. Vor diesem Hintergrund fördert Mission 21, gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen, diverse Bildungsangebote, die sich hauptsächlich an indigene Frauen und Mädchen im ländlichen Raum Punos richten. Die Bildungsangebote stehen aber auch interessierten Männern und Buben offen.
Alfalit: 97 Frauen besuchten während des Berichtsjahres das Alphabetisierungsprogramm. 76 von ihnen (78%) haben das Jahr erfolgreich abgeschlossen und ihre Grundkompetenzen im Vergleich zum Vorjahr deutlich erweitert. Die Schulung im Umgang mit digitalen Geräten und Technologien war besonders erfolgreich, weil die Frauen an digitalen Gemeinschaften teilnehmen konnten. Dies diente ihnen nicht nur bei der persönlichen Kommunikation mit Familie und Freunden, sondern auch im Rahmen ihrer Kleinunternehmen (Kontakt zur Kundschaft) und trug somit zu ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit bei. Ausserdem nahmen 48% der Teilnehmerinnen Führung in der Familie war, beteiligen sich an der Entscheidungsfindung auf Gemeinschaftsebene, diskutierten über Gleichberechtigung und Frauenrechte angesichts aller Arten von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen. 42 GrundschülerInnen (100% der 3., 4. und 5. Klasse) bestanden das Schuljahr. In den Fächern Kommunikation und Mathematik erreichten 76 % den erwarteten und 24 % einen hervorragenden Lernerfolg. 10 SchülerInnen wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um an einem Wettbewerb auf Provinzebene für Lernleistungsfortschritte teilzunehmen. 32 Bildungseinrichtungen nahmen daran teil. Die SchülerInnen des Alfalit-Programms des Programms, erreichten den zweiten Platz. Ausserdem bestätigen die Lehrpersonen eine bessere Interaktion mit und innerhalb der Familien. Die SchülerInnen würden ihre Gefühle und Bedürfnisse ausserdem selbstbewusster ausdrücken.
IDECA Projekt «OMABASI»17 indigene Frauen der Frauenorganisation OMABASI nahmen an der Leadership-Schule «Lullakanakana Sartawipa» teil. 41% von ihnen (7 von 17) nehmen aktiv an 3 Netzwerken (Red Muqi Sur, Red Muqi National sowie Plattform der sozialen Organisation aymara, quechua- und uru sprechender Frauen) teil und beeinflussen massgebend deren Agenden. Auch bei den diesjährigen sozialen Protesten in Peru haben die OMABASI-Frauen eine starke Führungsrolle übernommen. Dies nicht nur auf lokaler und regionaler, sondern auch auf nationaler Ebene. Ein weiterer Meilenstein war die Aktualisierung und Veröffentlichung der regionalen Agenda der Aymara-Quechua- und Uros-Frauen der Region Puno, um die Gleichstellung der Geschlechter in der Region voranzubringen. Ausserdem überreichte OMABASI gemeinsam mit IDECA dem Bürgermeister von Chucuito, Juli eine Studie zur Wasserkrise, welche deutlich macht, dass sich die OMABASI-Frauen aktiv für ihre Lebensbedingungen in der Region einsetzen und von Behörden Unterstützung einfordern.
IDECA Projekt «Rondas Campesinas» 66 Mitglieder (davon 50% Frauen) der «Rondas Campesinas» des Distrikts Ñuñoa, Region Puno, konnten ihre Kenntnisse in verschiedenen kontextrelevanten Themenbereichen erweitern zum Beispiel zu ihren Rechten, um ihren Lebensraum zu schützen. 27 von ihnen (41%) haben Führungsrollen übernommen, in lokalen sowie regionalen Entscheidungsprozessen teilgenommen und Lobbyarbeit geleistet. Eine Teilnehmerin erlangte innerhalb der Central Única Nacional de las Rondas Campesinas del Perú (CUNARC), einer landesweiten Organisation, eine wichtige Führungsposition.
33,035 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner (2021)
23.5% der Frauen im ländlichen Peru können weder lesen noch schreiben
Projektbudget 2024
CHF 175’000
Mission 21
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