Moderation und Konzept: Claudia Buess, Leiterin Bildungsveranstaltungen
Veranstaltung auf Deutsch mit Simultanübersetzung auf Englisch
Mit ihrem Engagement für Bildung und medizinische Versorgung waren christliche Missionen grundlegend für die Entwicklung der internationalen humanitären Zusammenarbeit. Die Historikerin Linda Ratschiller beleuchtet in ihrem Referat die Entstehung von humanitären Organisationen im Kontext der Kolonialpolitik europäischer Mächte in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und fokussiert dabei auf die Rolle von Missionsgesellschaften. Smruti Patel, Coach und Mentorin mit umfangreicher Erfahrung in der Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen und staatlichen Akteuren thematisiert danach das Machtgefälle und verbleibende koloniale Strukturen in der internationalen humanitären und Entwicklungszusammenarbeit heute. Anschließend diskutieren wir, wie die Entwicklungszusammenarbeit stärker lokal gestaltet werden kann und wie Machtabgabe, Antirassismus und Dekolonisierung gelingen können.
Linda Ratschiller ist Postdoktorandin am Maison de l’Histoire der Universität Genf und lehrt an der medizinischen Fakultät der Universität Fribourg und an der FernUni Schweiz. Ihre Doktorarbeit von 2023 beleuchtet die Rolle von Basler Missionsärzten bei der Entstehung der Tropenmedizin als wissenschaftliche Disziplin zwischen 1885 bis 1914. Ihre Forschungsgebiete umfassen Kolonial- und Globalgeschichte, Wissenschafts- und Medizingeschichte sowie Public History. Sie ist Mitbegründerin der Website www.colonial-local.ch, auf der die Kolonialgeschichte Fribourgs präsentiert wird.
Smruti Patel ist die Gründerin und Co-Direktorin der Global Mentoring Initiative. Sie ist seit 25 Jahren in der humanitären und internationalen Zusammenarbeit tätig. Sie setzt sich aktiv für eine lokalisierte Entwicklungszusammenarbeit und die Rechenschaftspflicht von internationalen Organisationen gegenüber der betroffenen Bevölkerung ein, unter anderem auf dem Weltgipfel für Humanitäre Hilfe 2016 und im Rahmen des Grand Bargain-Prozesses. Sie beteiligte sich an der Konzipierung einer Methode zur Messung des Fortschritts bei der Lokalisierung von humanitären Programmen, dem sogenannten „Seven Dimensions Framework“, das inzwischen von vielen humanitären Länderteams verwendet wird.