«Was seht ihr?» fragt Muganzi Muhanguzi Isharaza die Zuhörenden. Er zeigt ein Foto von einer Wasserflasche mit einem Etikett. Darauf empfiehlt eine britische Organisation für die Wasseraufbereitung in Afrika zu spenden. 1.8 Millionen Menschen habe das Projekt bereits helfen können. Auf einem Foto neben dem Text trinkt ein schwarzes Kind Wasser aus einem Rohr.
Auf den ersten Blick mag das Bild für viele völlig unproblematisch erscheinen. «Ich sehe gleich mehrere Probleme», sagt Muganzi Muhanguzi Isharaza: «Zuallererst ist Afrika kein Land. Afrika ist ein Kontinent, etwa 14mal grösser als Europa, mit 54 verschiedenen Staaten und beheimatet 1.5 Milliarden Menschen.» Hier von Afrika zu reden reproduziere das Bild eines einheitlichen, gleichförmigen Gebiets. Eine Generalisierung die dem hochdiversen Kontinent mit unzähligen Völkern, Sprachen und entsprechend vielen Kontexten nicht gerecht wird. Solche Simplifizierungen fördern das Gefälle in den Köpfen der Menschen im Globalen Norden, dass «wir den armen Leuten in Afrika doch helfen müssen». Eine präzise Sprache und das Sichtbarmachen und Vermitteln der Gründe für eine konkrete Krise in einem spezifischen Kontext seien unabdingbar.
Die Dekolonisierung ist ein chaotischer, dynamischer, widersprüchlicher Prozess, denn er sieht für jeden Kontext, jedes Individuum und jede Situation anders aus. Dieser Prozess sei aber existenziell wichtig, umso mehr als Non-Profit-Organisationen wichtige Informationsquellen über Situationen im Globalen Süden für westliche Medien und damit für die westliche Gesellschaft sind. Bisweilen werden ihre Einordnungen gar höher gewertet als die offiziellen Erklärungen der jeweiligen Regierungen. Grund genug, sich um eine faire Sprache und Bildsprache zu bemühen.
Darüber hinaus müssten Non-Profit-Organisationen aber die Stimmen derer, denen sie dienen wollen, viel stärker in den Vordergrund stellen: bei der Mittelbeschaffung (Fundraising) und bei Kampagnen zur Interessenvertretung (Advocacy), aber auch bei der Planung, Umsetzung und Auswertung von Entwicklungsprogrammen. Man müsse aus seiner Sicht darauf hinarbeiten, dass Verantwortung, Handlungsmöglichkeiten und Legitimität von der globalen oder so genannten internationalen Gemeinschaft auf lokale Gemeinschaften übertragen werden.