Ihre Familie und Freunde rieten ihr realistisch zu bleiben und so wie ihre drei älteren Geschwister zu heiraten. Trotz der Haltung ihres sozialen Umfeldes wollte Sarah die Hoffnung aber nicht aufgeben. Als gläubige Christin erinnerte sie sich an ein Zitat aus der Bibel und wandte sich damit im Gebet an Gott:
Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. (Matthäus 7:7)
Eine schicksalhafte Begegnung
Nach Abschluss der Sekundarschule begann für Sarah die Suche nach einer Arbeitsstelle. Sie hoffte, genug Geld zu verdienen, um sich ihren Traum schlussendlich doch noch verwirklichen zu können. Schnell hatte sie jedoch die ernüchternde Erkenntnis, dass sogar ein Gehalt von zehn Jahren nicht ausreichen würde, die Kosten für ein Studium zu decken. Entmutigt begann sie, sich ihrem Schicksal zu fügen. Noch wusste sie nicht, dass dieses einen ganz anderen Plan für sie hatte.
Eines Tages traf sie in Nairobi auf Peter Gai, den Präsidenten der Presbyterianische Kirche des Südsudan. Er ist ein Bekannter ihrer Eltern und ermutigte Sarah Moti nicht aufzugeben. Zwei Tage später vermittelte er sie an das Stipendienprogramm von Mission 21. Sogleich bewarb sich die junge Frau für ein Stipendium.
Ein Traum wird wahr
Ihr Ehrgeiz zahlte sich aus. An einem Sonntagmorgen im Januar 2015 wurde sie wieder von Peter Gai kontaktiert. Sie konnte es kaum fassen, als sie aus dem Telefon seine Stimme sagen hörte: „Pack deine Sachen und komm nach Nairobi. Du wirst auf die Universität gehen!“ Ihr Traum wurde tatsächlich – endlich – Realität! Die ganze Situation schien paradox, gehören Peter Gai (Nuer) und Sarah Moti (Murle) doch zwei ethnischen Gruppen an, die im Südsudan in Konflikt stehen. Doch Peter Gai überschritt diese ethnischen Grenzen und unterstütze Sarah Moti während ihres gesamten Studiums. In dieser Zeit wurde Peter Gai für Sarah Moti zum Vorbild, Mentor, und Vaterfigur.
Abschluss mit Auszeichnung
Die Möglichkeit zu studieren war für Sarah Moti, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Sie nutzte ihre Chance und arbeitete während ihres von Mission 21 unterstützen Studiums hart. Während drei Jahren besuchte sie an der University of Nairobi jede Vorlesung zu Journalismus und Medienkunde und eignete sich Fähigkeiten in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation, im Editieren, und in der Fotografie an. Sie wollte Journalistin werden. Dafür setzte sie sich erfolgreich über ihre benachteiligte Rolle als Frau und als Viertgeborene hinweg, und erlangte entgegen aller Erwartungen ihres sozialen Umfeldes 2018 ihren Hochschulabschluss in Journalismus und das mit Auszeichnung.
Sarahs Geschichte ist eine Geschichte, die auch anderen Hoffnung macht, den eigenen Traum nie aufzugeben. In diesem Jahr wird Sarah Moti als Kommunikationsverantwortliche für die Presbyterianische Kirche anfangen zu arbeiten. Ihr angeeignetes Wissen nutzt sie, um die Arbeit der Presbyterianische Kirche im Südsudan bekannter zu machen und auch anderen Kindern den Traum einer Ausbildung zu ermöglichen.
Text: Jeanine Krucker
Fotos: Sarah Moti