Jannet Villanueva
Koordinatorin Lateinamerika (Bolivien und Peru)
Projektnummer: 400.1021
Unsere Partner sind sowohl in der Präventionsarbeit wie auch in der Begleitung von Opfern sexueller und häuslicher Gewalt tätig. Sie setzen sich insbesondere für den Schutz von Opfern häuslicher, sexualisierter und genderbasierter Gewalt ein, aber auch zum Schutz von Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen, die aus politisch motivierten Gründen verfolgt werden. (Sexuelle) Gewalt ist in allen lateinamerikanischen Ländern und deren fragilen ein sozial toleriertes und strukturelles Problem, das ein epidemisches Ausmass angenommen hat. Mit ihrer Arbeit zum Thema «Gewalt überwinden – Selbstbestimmung fördern» leisten unsere Partner einen wichtigen Beitrag zum Recht auf ein Leben in physischer und psychischer Integrität. Sie unterstützen damit das Erreichen der Ziele 5 und 16 der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung. Ziel 5 fokussiert auf Geschlechter-Gerechtigkeit, Ziel 16 auf Frieden und Gerechtigkeit.
Häusliche Gewalt mündet in Lateinamerika nicht selten im Femizid (Frauenmord), der die radikalste Form der genderbasierten Gewalt darstellt. Häusliche Gewalt kann aber auch in sexueller Gewalt münden.
Peru registrierte im Jahr 2022 137 Femizide und über 5’380 verschwundene Frauen und Mädchen. Ebenfalls wurden 8’100 Fälle sexueller Gewalt an Minderjährigen registriert. In Bolivien wurden 94 Femizide, 38 Kindermorde und 51’911 Anzeigen wegen sexueller Gewalt registriert. In Chile sind mit 53 Fälle die Femizide, im Vergleich zum Vorjahr, konstant geblieben. Während die Anzeigen wegen sexueller Gewalt exponentiell angestiegen sind.
Trotz der Veröffentlichung dieser Zahlen ist die Problematik statistisch schwer auszudrücken. Anzeigen münden oft nicht in einer Strafe für Täter, was die Problematik zusätzlich befeuert. Sexuelle Übergriffe werden immer noch zu oft nicht angezeigt, weil die Opfer gegenüber den Tätern benachteiligt bzw. wirtschaftlich und/oder emotional von ihnen abhängig sind. Viele Täter sind enge Verwandte der Opfer und/oder Mitarbeitende von sonderpädagogischen Schulen/Zentren, womit die reelle Zahl der Opfer von sexueller Gewalt weit höher sein dürfte als statistisch erfasst. Da nicht nur Frauen, sondern auch Kinder und Jugendliche in Lateinamerika häuslicher und sexueller Gewalt überproportional stark ausgesetzt sind, leisten viele unserer Partner auch an öffentlichen Schulen Sensibilisierungsarbeit und stärken das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen.
Die Möglichkeiten der Zivilgesellschaft, sich politisch zu beteiligen, sind in Lateinamerika in den vergangenen Jahren zwar gestiegen. Umwelt-, Menschenrechts- und Frauenorganisationen beobachten die Politik der Regierungen genaustens und betreiben eine aktive Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit. Doch genau dieses Engagement birgt für die Aktivistinnen und Aktivisten grosse Risiken. Viele von ihnen sind Repression, Verfolgung und Angriffen ausgesetzt. Trotzdem engagieren sie sich für diejenigen, die weiterhin keine Stimme haben und setzen oft auch ihr Leben aufs Spiel. Die Casa DEI unseres Projektpartners in Costa Rica bietet hier eine konkrete Anlaufstelle in Notsituationen.
Bolivien
Chile
Costa Rica
Peru
Peru
Bolivien
Chile
Costa Rica
Peru:
FLORA TRISTAN
26 Frauen aus ruralen Gemeinden wurden zu Multiplikatorinnen in den Bereichen Prävention gegen genderbasierte und sexuelle Gewalt sowie agroökologische Produktionsweisen ausgebildet. Ausserdem wurden 60 örtliche Beamte zum Thema genderbasierte und sexuelle Gewalt sensibilisiert. Dank starker Lobbyarbeit konnte die Gemeinde Oropesa überzeugt werden, eine öffentliche Stelle einzurichten, um offiziell gegen genderbasierte und sexuelle Gewalt vorzugehen. Flora Tristan hat zudem zahlreiche Gewaltopfer rechtlich und psychosozial begleitet.
EMAUS
Alle 260 befragte Schülerinnen und Schüler gaben an, eine Verbesserung in ihrem Familienalltag erfahren zu haben. Zum Beispiel: Konflikte werden nicht mehr tabuisiert, sondern durch Techniken wie Zuhören, Selbstbeobachtung, gewaltfreie verbale und nonverbale Kommunikation ausgedrückt. Dies schafft ein Klima des Vertrauens und hilft, Konflikte friedlich zu lösen und die emotionalen Spannungen in der Familie abzubauen. Dies spiegelte sich auch in den Beziehungen zwischen Gleichaltrigen wider und hat zu einer verbesserten Teamarbeit in der Schule und zu insgesamt besseren Leistungen geführt.
ISAIAS
19 Frauen (60%), die am Projekt teilnahmen, berichteten über Verbesserungen in ihrem Familienalltag, insbesondere über positive Änderungen im Verhalten ihrer Partner (mehr Beteiligung an Haushalt, mehr Wertschätzung und Unterstützung). 27 Frauen schlossen zudem ihre Kurzausbildung als Fahrerinnen, Klempnerinnen und PC/ Handy- Reparateurinnen ab. Die Hälfte von ihnen konnte bereits Kundschaft finden und generiert ein kleines Einkommen generieren (Projekt Ende 2022 beendet)
Bolivien:
MACHAQA AMAWTA
Über 1000 Schulkinder, deren Lehrpersonen und Eltern wurden zum Thema genderbasierte und sexuelle Gewalt sensibilisiert. Ebenfalls wurden über 90 Staatsangestellte ausgebildet, die beruflich mit Gewaltopfer zu tun haben. Bei 17 der 27 begleiteten Gewaltopfer konnte die Gewaltspirale unterbrochen werden. Weitere 10 Kinder und deren Eltern werden weiterhin begleitet und betreut. Machaqa Amawta hat zudem eine national angelegte Sensibilisierungskampagne durchgeführt, mit Präsenz im Radio, im TV und mit der Produktion eines Videos unter Beteiligung einer bekannten bolivianischen Sängerin
Chile:
SEDEC
Bei 20 der 27 begleiteten Opfer von genderbasierter und sexueller Gewalt, konnte die Gewaltspirale unterbrochen werden. Ausserdem wurden 10 Familienbegleiterinnen ausgebildet, die in der Lage sind, Gewalt in den Familien aufzudecken und mit den Betroffenen darüber zu sprechen und gemeinsam mit ihnen Lösungen finden. Auf lokaler und regionaler Ebene wurden, gemeinsam mit anderen Instanzen, zahlreiche Kampagnen zur Prävention von genderbasierter Gewalt durchgeführt und ein grosses Zielpublikum erreicht.
Costa Rica:
DEI
Alle 15 Personen, die Unterkunft und Verpflegung in der Casa DEI erhielten, berichteten von einer Verbesserung ihrer Lebensbedingungen, insbesondere in den Bereichen psychische und physische Stabilität sowie allgemeine Sicherheit. Dabei handelt es sich um von Gewalt bedrohter Menschenrechtsaktivistinnen aus Kolumbien, Guatemala, Nicaragua und Costa Rica. Desweitern gab die Casa DEI 15 indigenen Menschen Unterkunft, damit sie sich von der Hauptstadt aus für ihre Gebiete bzw. die Anliegen ihrer Gemeinschaften einsetzen können. Ebenfalls wurden 14 Mitarbeitende anderer Organisationen geschult, die mit Migranten und MenschenrechtsaktivistInnen arbeiten und sich gegen genderbasierte sowie andere Formen der Gewalt einsetzten.
401 ermordete Aktivist*innen in Lateinamerika (2022)
137 Femizide, 22’456 Fälle sexueller Gewalt, 5380 verschwundene Mädchen und Frauen, 8100 Fälle sexueller Gewalt gegenüber Minderjährigen (2022)
94 Femizide, 38 Kindermorde, 51’911 Anzeigen wegen sexueller Gewalt (2022)
53 Femizide, 39’933 Anzeigen wegen sexueller Gewalt (2022)
Projektbudget 2024
CHF 186’300
Mission 21
Evangelisches Missionswerk Basel
Postfach 270
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