Jannet Villanueva
Koordinatorin Lateinamerika (Bolivien und Peru)
Projektnummer: 476.1020
Wir unterstützen indigene Frauen in den peruanischen Anden am Ufer des Titicacasees, die über keinen formellen Bildungsabschluss verfügen und von Armut betroffen sind. Sie erwerben in den zweisprachigen Kursen auf Spanisch und Quechua Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen, um ihren Alltag besser zu bewältigen und ihr Einkommen zu verbessern. In einer Region, die sehr stark durch den Klimawandel und von Gewässerverschmutzung betroffen ist, stellt die Schulung in Umweltwelthemen einen wichtigen integralen Bestandteil der Bildungsprogramme dar. Dank der Projektarbeit wissen indigene Frauen, wie sie sich auf politischer Ebene effizienter für den Schutz des Titicacasees einsetzen und über juristisch verbindliche Wege das staatliche Engagement einfordern können. Ausserdem setzen sich Jugendliche für mehr Umweltschutz ein und fordern ein gesamtgesellschaftliches Engagement zum Schutz der Gewässer vor Verschmutzung.
Dieses Projekt fokussiert ab 1. Januar 2025 die Aktivitäten auf Peru. Die Kooperation mit unseren Partnerorganisationen in Chile wurde beendet, aufgrund notwendiger stärkerer Fokussierung der Programmarbeit.
In Peru unterstützt Mission 21 drei Partnerorganisationen, die in verschiedenen ländlichen Provinzen des Departements Puno in der Bildungsarbeit bei indigenen Frauen und Jugendlichen aktiv sind. In dieser Region liegt die Armutsrate bei fast 40 Prozent. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist indigener Herkunft. Vor allem Aymaras und Quechuas sind stark vertreten. Obwohl die peruanische Gesetzeslage eine weitgehende Bürgerbeteiligung vorsieht sowie die Rechte der indigenen Völker anerkennt, geschieht dies in der Praxis unzureichend. Immer wieder kommt es zu sozialen Konflikten (u. a. zu Umweltkonflikten), die gelegentlich in gewaltsamen Protestaktionen eskalieren.
Indigene Frauen sind von Rassismus, Diskriminierung und Machismo besonders stark betroffen. Während sie als «Folklore-Objekte» sehr gefragt sind und auf Hochglanzbildern die Tourismusbroschüren schmücken, werden sie in der Rolle als aktive Bürgerinnen, die ihre Rechte einfordern, als besonders störend empfunden. Kommt es zu Streiks, werden sie nicht selten als ignorante und lernunwillige «Nichtmenschen» oder «Terroristinnen», die der Entwicklung der Nation im Wege stehen, betitelt.
Erschwerend kommt hinzu, dass in ländlichen Gebieten über 23 Prozent der peruanischen Frauen Analphabetinnen sind. Gleichzeitig übernehmen sie oft die Rolle des Familienoberhauptes, da viele Männer aufgrund der geringen Beschäftigungsmöglichkeiten ihre Familien während Monaten verlassen, um in Bergwerken oder in der Stadt Arbeit zu suchen. Die Herausforderungen im Alltag vieler Frauen und Mädchen sind also besonders hoch.
Die Lebenssituation wird zudem erschwert, weil im Wassereinzugsgebiet des Titicacasees der Lebensraum der Bevölkerung durch starke Verschmutzung der Gewässer und die Auswirkungen des Klimawandels bedroht sind. Es braucht effiziente Lobbyarbeit, um das staatliche Engagement über juristisch verbindliche Wege einfordern zu können. Ebenso wichtig wie diese gezielte Lobbyarbeit auf politischer Ebene ist die Sensibilisierung in der breiten Bevölkerung, um das Engagement zum Schutz der Gewässer und der Umwelt vor Verschmutzung zu fördern.
Vor diesem Hintergrund fördert Mission 21 gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen diverse Bildungsangebote zur Stärkung von Selbstbestimmung, politischer Teilhabe und Umweltschutz, die sich hauptsächlich an indigene Frauen und Mädchen im ländlichen Raum Punos richten. Die Bildungsangebote stehen aber auch interessierten Männern und Buben offen.
Alfalit: 97 Frauen besuchten während des Berichtsjahres das Alphabetisierungsprogramm. 76 von ihnen (78 Prozent) haben das Jahr erfolgreich abgeschlossen und ihre Grundkompetenzen im Vergleich zum Vorjahr deutlich erweitert. Die Schulung im Umgang mit digitalen Geräten und Technologien war besonders erfolgreich, weil die Frauen an digitalen Gemeinschaften teilnehmen konnten. Dies diente ihnen nicht nur bei der persönlichen Kommunikation mit Familie und Freunden, sondern auch im Rahmen ihrer Kleinunternehmen (Kontakt zur Kundschaft) und trug somit zu ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit bei. Ausserdem nahmen 48 Prozent der Teilnehmerinnen Führung in der Familie wahr, beteiligten sich an der Entscheidungsfindung auf Gemeinschaftsebene und diskutierten über Gleichberechtigung und Frauenrechte angesichts aller Arten von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen.
42 Grundschüler*innen (das sind alle Schüler*innen der 3., 4. und 5. Klasse) bestanden das Schuljahr. In den Fächern Kommunikation und Mathematik erreichten 76 Prozent den erwarteten Lernerfolg und 24 Prozent sogar einen hervorragenden Lernerfolg. Zehn Schüler*innen wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um an einem Wettbewerb auf Provinzebene für Lernleistungsfortschritte teilzunehmen. An diesem Wettbewerb beteiligten sich 32 Bildungseinrichtungen. Die Schüler*innen des Alfalit-Programms erreichten den zweiten Platz. Ausserdem bestätigen die Lehrpersonen eine bessere Interaktion mit und innerhalb der Familien. Die Schüler*innen würden ihre Gefühle und Bedürfnisse selbstbewusster ausdrücken.
IDECA, Projekt «OMABASI»: 17 indigene Frauen der Frauenorganisation OMABASI nahmen an der Leadership-Schule «Lullakanakana Sartawipa» teil. 41 Prozent von ihnen (sieben der 17 Frauen) beteiligen sich aktiv in drei Netzwerken («Red Muqi Sur», «Red Muqi National» sowie «Plattform der sozialen Organisation aymara, quechua- und uru-sprechender Frauen») und beeinflussen massgebend deren Agenden. Auch bei den diesjährigen sozialen Protesten in Peru haben die OMABASI-Frauen eine starke Führungsrolle übernommen. Dies nicht nur auf lokaler und regionaler, sondern auch auf nationaler Ebene. Ein weiterer Meilenstein war die Aktualisierung und Veröffentlichung der regionalen Agenda der Aymara-, Quechua- und Uros-Frauen der Region Puno, um die Gleichstellung der Geschlechter in der Region voranzubringen. Ausserdem überreichte OMABASI gemeinsam mit IDECA dem Bürgermeister von Chucuito, Juli, eine Studie zur Wasserkrise, welche deutlich macht, dass sich die OMABASI-Frauen aktiv für ihre Lebensbedingungen in der Region einsetzen und von Behörden Unterstützung einfordern.
34 Millionen Einwohner*innen (2024)
23.5 Prozent der Frauen im ländlichen Peru können weder lesen noch schreiben
Projektbudget 2025
CHF 170’200
Mission 21
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