Jannet Villanueva
Koordinatorin Lateinamerika (Bolivien und Peru)
Projektnummer: 420.1020
Die ländliche Bevölkerung in den Anden ist vor allem von Mangelernährung betroffen und steht angesichts der zunehmenden Wetterextreme wie Trockenheit und Frost vor vielfachen Herausforderungen. Unsere Partnerorganisationen unterstützen im Hochgebirge Perus und Boliviens über 6000 quechua- und aymarasprachige kleinbäuerliche Haushalte in ländlichen als auch urbanen Regionen. Dank ökologischer Landwirtschaft sollen sie Blutarmut und Nährstoffmangel überwinden können und ihr Recht auf Nahrung soll sicherstellt werden. Familien bewirtschaften die Böden und Äcker verstärkt im Einklang mit der Natur. Mithilfe von lokalem Saatgut, eigenem Biodünger sowie kleinen Gewächshäusern schaffen sie selbst verwaltete neue Ernährungssysteme schaffen. So können sich auch wirtschaftlich ärmere Familien das ganze Jahr über mit nährstoffreichem Essen versorgen und eröffnet ihnen neue Einkommensmöglichkeiten.
Frauen und Frauenvereine werden dabei zu Schlüsselakteurinnen zur Versorgung ihrer Haushalte, der Dorfgemeinden sowie für die Ökosysteme, von denen ihr Überleben abhängt. Sie eignen sich einen respektvollen Umgang mit der Natur an und arbeiten stetig an der Anpassung ihrer Landwirtschaft an den Klimawandel. Familien einer der marginalisiertesten Bevölkerungsgruppen der Anden arbeiten so an ihrer eigenen Widerstandsfähigkeit, Gesundheit und Autonomie.
Im strategischen Wirkungsbereich Ernährungssouveränität arbeiten wir mit zahlreichen indigenen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zusammen. Die Projekte werden im Grossraum Cusco (Peru), sowie im Einzugsgebiet des Titicacasees, (Bolivien und Peru) entwickelt. In diesen Gebieten mangelt es der Bevölkerung an einer abwechslungsreichen, ausgewogenen und gesunden Ernährung. Aber auch Extremwetterereignisse wie Trockenheit und anhaltende extreme Kälte und Frost nehmen aufgrund des Klimawandels an Intensität und Häufigkeit zu. Das Recht auf Nahrung und Gesundheit wird für viele indigene kleinbäuerliche Familien dadurch beschnitten.
Die Suche nach Anpassungsstrategien an den Klimawandel und der Versuch, den Nahrungsbedarf zu decken führen oft dazu, dass natürliche Ressourcen überstrapaziert werden – einerseits durch den staatlich geförderten agroindustriellen Anbau von Kartoffeln und Quinoa, andererseits durch kleinbäuerliche Familien selbst, die schnelle Lösungen möchten und auch auf Pestizide, gentechnisch verändertes Saatgut oder Kunstdünger zurückgreifen. Dies belastet die Haushalte mit Mehrausgaben und führt zu einer zunehmenden Abhängigkeit von der Agroindustrie und zu einem erheblichen Verlust an Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit.
Schlüsselrolle und Verletzlichkeit: Frauen in der Landwirtschaft
Die Armut in den Projektregionen veranlasst Männer oft dazu, temporär in Städte oder Bergbauabbaugebiete zu migrieren, um dort entweder unter der Woche oder auch gleich mehrere Monate am Stück das Haushaltseinkommen zu verbessern. In den Haushalten bleiben in der Regel dann die Frauen zurück, die sich um den Hof und die Kinder kümmern. Fehlt es nun aber an Wasser oder sind Wasser und Böden verschmutzt und können Vieh und Kinder nicht ausreichend trinken oder das Feld nicht ausreichend bewässert werden, so müssen die Mütter eben schauen, wie sie ihren Haushalt managen, um an ausreichend Wasser und Nahrung zu kommen.
Ernährungsunsicherheit verstärkt zudem Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt, die weit verbreitet ist. Trotz ihrer grossen Leistungen werden Frauen in Bezug auf Landbesitz und das Mitspracherecht in Dorfgemeinschaften oder auf kommunaler Ebene benachteiligt und sie sind auch stark von sexualisierter Gewalt betroffen. Unsere Projekte arbeiten mit transformativen Ansätzen, die Frauen besonders stärken und sie der Gewalt entschieden entgegentreten lassen.
Wir unterstützen Familien, damit sie mit Hilfe von lokalem Saatgut, eigens produziertem Biodünger sowie kleinen Gewächshäusern neue nachhaltige Ernährungssysteme schaffen können. Die Kombination traditionellen Wissens mit modernen agrarökologischen Ansätzen sichert den Projektteilnehmer*nnen das Recht auf Nahrung und schafft ihnen neue Einkommensmöglichkeiten.
Im Sinne der Förderung der Chancengleichheit werden insbesondere Frauen sowie Frauenvereinigungen unterstützt. Wir fördern projektübergreifende Schulungen, die gezielt die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Geschlechtergerechtigkeit thematisieren und der Prävention von sexualisierter Gewalt einen Raum geben.
Die direkte Zielbevölkerung umfasst rund 6’000 Personen. Es sind vorwiegend kleinbäuerliche Familien in den Regionen Cusco und Puno in Peru sowie in der Region La Paz in Bolivien, die im Umland des Titicacasees ansässig sind.
Die Projekte richten sich ebenfalls an benachteiligte Menschen aus urbanen Randsiedlungen in El Alto (Bolivien) sowie Cusco (Peru). Da Frauen in der Region nach wie vor sozial und wirtschaftlich benachteiligt werden, fördern unsere Projekte besonders die Arbeit mit Frauen und Frauenvereinen, die mehr als 60 Prozent der Zielbevölkerung ausmachen.
Unsere Partnerorganisationen führten zwischen 2022-2024 insgesamt elf Projekte durch, die rund 6300 Teilnehmende in Peru und Bolivien erreichten.
Der Bau und die Inbetriebnahme von Gewächshäusern zur ganzjährigen Versorgung der Familien mit Tomaten, Spinat, Karotten und Randen sowie Andenbeeren und Erdbeeren hat zur starken Verbesserung der Ernährung der Familien beigetragen. Die Projektteilnehmenden konnten sich in agrarökologischen Anbaumethoden weiterbilden, wie zu Agroforstsystemen, Anbauverbünden, zur Bodenverbesserung, integrierten Schädlingsbekämpfung, Saatguterhaltung und -produktion sowie Herstellung von ökologischem Dünger. Dadurch konnten die Familien Anbauflächen vergrössern und die Produktivität der bestehenden Anbauflächen verbessern. Die Teilnehmer*innen verfügen über solide Kenntnisse, um ihre Nahrungsproduktion selbständig fortzusetzen.
Es wurden auch neue Produkte wie die Papa nativa, (Heil-)Kräuter, Blumen, Honig und Maismehl als geeignet zum Verkauf identifiziert und deren Herstellung gefördert, was vielen Familien willkommene Einnahmemöglichkeiten ermöglicht hat.
Projektteilnehmer*innen wurden darin geschult, aus ihren landwirtschaftlichen Produkten neue Gebäckkreationen, Teigwarengerichte und Eintöpfe für den Verkauf herzustellen. Auch beim Finden neuer Absatzmärkte wurden Teilnehmer*innen unterstützt. Sie können ihre Gemüse nun an grösseren Wochenmärkten in urbanen Siedlungen verkaufen.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Trockenheit wurde ein besonderes Merkmal auf die Schaffung lokaler Saatgutbanken, sowie der Verbesserung des Wassermanagements gelegt, um den dauerhaften Zugang zu Wasser und die Nahrungsautonomie der Gemeinden sicherzustellen.
Aufgrund von einschneidenden Phasen der Trockenheit und längeren Kälteeinbrüchen, welche die Projektregionen in den letzten Jahren besonders stark betrafen, arbeiten unsere Partnerorganisationen seit 2022 intensiv an der Schaffung von Infrastruktur in Form von Infiltrationsgräben, Wasserrückhaltebecken und fördern die Aufforstung zur langfristigen Wassergewinnung.
Wassergewinnung zum Katastrophenschutz ab 2025 mit eigener Projektnummer
Diese Massnahmen tragen dazu bei, die Gefahren durch Dürreperioden zu verringern. Sie werden im Verlauf des Jahres 2026 durch eine langfristige Strategie der Wiederbewaldung ergänzt, die zur Befeuchtung der Böden und Wiederbelebung von wichtigen Ökosystemen beiträgt.
Seit dem 1.1.2025 werden diese Aktivitäten über einen Sonderfonds finanziert, der die Projektnummer 400.1022 trägt. Spenden und Förderbeiträge werden laufend und gezielt im Bereich Wassergewinnung zur Anpassung an den Klimawandel in den Anden eingesetzt.
2,3 Milliarden Menschen sind von Mangelernährung betroffen (Welternährungsorganisation 2021)
75% dieser Menschen leben in ländlichen Gebieten
Über 420’000 Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen
CHF 414’000
Mission 21
Evangelisches Missionswerk Basel
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