Jacqueline Brunner
Teamleitung Kirchliche Partnerschaften
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Projektnummer: 200.1010
Pfarrpersonen sind in Asien wichtige Akteure auf dem Weg zu mehr Frieden und Gerechtigkeit. Sie sind Vertrauenspersonen, die in den Gemeinden oft mehr Anerkennung geniessen als Repräsentanten des Staates. Die Qualität ihrer Aus- und Weiterbildung steht deshalb im Zentrum dieses Projekts. Lehre und Praxis an kirchlichen Bildungsinstitutionen sollen die angehenden Pfarrpersonen darauf vorbereiten, mit den Herausforderungen ihrer Basisgemeinschaften – wie etwa Landraub, Diskriminierung von Minderheiten und Einschränkung der freien Religionsausübung – umzugehen.
Das Recht auf freie Religionsausübung ist für ethnische und religiöse Minderheiten in Teilen Indonesiens eingeschränkt, was im Alltag zu Konflikten führt. In Malaysia geniesst der Islam als Staatsreligion politischen Vorrang, obwohl die Gesellschaft religiös und ethnisch heterogen zusammengesetzt ist. Im Projektgebiet in Sabah fühlt sich die indigene, christliche Minderheit benachteiligt. Politische Opportunitäten und ein Mangel an Rechtstaatlichkeit verhindern in beiden Ländern, dass Benachteiligte zu ihrem Recht kommen. In Hongkong hat die VR China demokratische Rechte wie die Versammlungs-, Meinungs- und Wahlfreiheit in den letzten Jahren massiv eingeschränkt. Unzählige Demokratie-Aktivist*innen und kritische Publizist*innen sind physisch bedroht und inhaftiert worden. Die staatliche Kontrolle über alle Bereiche des Lebens, einschliesslich der kirchlichen Arbeit, nimmt stetig zu und hat zu einer Atmosphäre der Angst und Selbstzensur geführt.
Die wichtigsten Kirchen und kirchennahen Vereinigungen in Indonesien propagieren eine kontextuelle Theologie (oder Transformations- oder Befreiungstheologie): Sie betonen die Herausforderungen des Hier und Jetzt im Gegensatz zu Versprechungen des Jenseits, das aktuelle brennende Probleme in der Gesellschaft ausblendet. Alle Partnerorganisationen von Mission 21 sind an transformativen Prozessen beteiligt, die das Bewusstsein für die aktuellen sozialen Realitäten fördern, neue kontextbezogene theologische Perspektiven entwickeln und zum Handeln in ihren Gemeinschaften aufrufen. Viele der heutigen sogenannten „Akteuren des Wandels», darunter viele Frauen, sind ehemalige Nutzniesser der Programmarbeit von Mission 21 und haben inzwischen Führungspositionen in Kirchen und kirchlichen Verbänden übernommen. Theologisch ausgebildete Frauen sind in der Lage, neue Perspektiven für eine geschlechtergerechte Kirchenpolitik und neue theologische Lehrpläne zu entwickeln, die sich mit brennenden, aber lang übersehenen Problemen in der Gesellschaft befassen. Kontextuelle Theologie bildet dabei die Basis für den interreligiösen Dialog und die konkrete, praktische Zusammenarbeit über die Religionsgrenzen hinweg zur gemeinsamen Behandlung von Herausforderungen.
Aussagen von Teilnehmenden bestätigen, dass eine nachhaltige Diskussion innerhalb von Kirche und Gesellschaft – angeregt durch Seminare und Vorträge zu spezifischen brennenden Themen wie Klimawandel, gesellschaftliche Gewalt und Trauma, Geschlechterrollen und Machtverhältnisse, Tradition und LGBQTI+, Ekklesiologie, oder interreligiöse Beziehungen und Meinungsfreiheit – noch weitere Anstrengungen erfordert, die die Ebenen Diskurs, Lehre und Praxis umfassen. Diese Themen sind in der Gesellschaft nach wie vor umstritten und können daher potenziell zu Konflikten führen. Die theologische Bildung, im Sinne der Ausbildung von zukünftigen gesellschaftlichen Führungskräften, kann hierbei eine wichtige Rolle einnehmen.
Basisgemeinschaften und Gruppierungen der Zivilgesellschaft werden gestärkt, um ihr Leben selbstbestimmt und eigenständig gestalten zu können und gesellschaftliche Prozesse aktiv mitzutragen. Die kirchlichen und weitere zivilgesellschaftliche Ansprechpersonen haben dabei eine Schlüsselfunktion: Durch die Vermittlung einer kontextuellen Theologie, welche die aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen reflektiert und in Bezug zur Praxis setzt, werden die Studierenden und zukünftigen Pfarrpersonen dazu befähigt, wirkungsvoller aufdrängende gesellschaftliche Probleme einzugeben.
Die Studierenden sowie die Leitungs- und Lehrpersonen theologischer Ausbildungsinstitute stehen im Fokus. Die Studierenden werden als angehende Pfarrpersonen oder anderweitige Aktive später wichtige «Akteure des Wandels» und Führungspersönlichkeiten in Kirche und Gesellschaft, die sich in ihrem Umfeld für Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die Haltung, die ihnen im Studium vermittelt wird, hat entscheidenden Einfluss auf die Wirkung kirchlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsprogramme. Somit leisten die Ausbildungsstätten, die theologischen Verbände und das Verlagshaus einen konkreten Beitrag zu einer solidarischen und friedlichen Gesellschaft.
Die wichtigen Verbände PERSETIA und PERUATI und der Verlag Gunung Mulia propagieren mit ihren Veranstaltungen und Publikationen die Kontextualisierung der Theologie, was inzwischen im akademischen Diskurs in Indonesien zum «Mainstream» geworden ist. An diesem Erfolg haben Mission 21 und ihre Partner mitgewirkt, wie auch der gezielten Förderung von Frauen und der feministischen Theologie. An der theologischen Hochschule der GKE in Süd-Kalimantan z.B. ist die Kontextualisierung in Lehre und Forschung eingegangen, dies nicht als Fach, sondern als Arbeitsprinzip. Die so ausgebildeten jüngeren Pfarrpersonen engagieren sich mit Unterstützung ihrer Kirchen vermehrt auch für brennende gesellschaftliche Probleme in ihren Gemeinden und arbeiten in ihren Gemeinden interreligiös zusammen mit Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften. Einige dieser «Akteure des Wandels» sind inzwischen auch in Führungspositionen ihrer Kirchen bzw. der kirchennahmen Institute und Verbände aufgestiegen.
Am Luther Seminar der Partnerkirche PCS in Sabah konnte durch den Süd-Süd-Austausch der Theologin Elizabeth Mesdila aus Indonesien ein wertvoller Beitrag erzielt werden. Die Vertiefung der überregionalen Programmarbeit im Bereich kontextuelle Theologie soll auch dazu beitragen, die andersgelagerte und benachteiligte Situation der Christinnen und Christen in Malaysia gegenüber jenen in Indonesien bewusster zu machen. Das STS in Malaysia hat sein Ausbildungsangebot – begleitet von sozialen Initiativen wie Kinder- und Wohnheimen, Einkommensförderung für Frauen, Suchtprävention und interreligiösem Dialog – stetig ausgebaut und professionalisiert. Im Zentrum der Projektzusammenarbeit steht die Weiterbildung von Studierenden und Lehrkräften aus marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen, wie z.B. ethnischen Minderheiten. Die kontinuierliche Vertiefung der Kenntnisse von Dr. Daniel Gloor im Bereich des Arabischen und des Islam ermöglichen es, dass er in dem schwierigen Umfeld in Malaysia für Christen sachkundig die Behandlung des Islam in seinem Unterricht vertiefen konnte. Grundlegende Fragen offen zu diskutieren, ist für die Studierenden im islamischen Kontext Malaysias von zentraler Bedeutung. Die Corona-Pandemie hat insbesondere die malaysischen Partnerinstitute bei der Aufrechterhaltung von Lehrangeboten für Studierende aus entlegenen Regionen vor grosse Herausforderungen gestellt.
In Hongkong waren die Studierenden der Divinity School in den vergangenen Jahren sehr aktiv in die Demokratiebewegung. Da die Repression gegen freie und kritische Denker deutlich zugenommen hat, ist eine progressive Ausbildungsstätte wie die Divinity School umso wichtiger. Die Divinity School setzt sich für freie Meinungsbildung und -äusserung und das Einstehen für Gerechtigkeit ein.
Aktueller Podcast
In China wächst die Zahl der Christinnen und Christen rasant. Die offiziell registrierten Kirchen florieren, hinzu kommen Gemeinden, die sich der Kontrolle der Staates entziehen. Der Staat versucht, die Kirchen zu kontrollieren und fürchtet sich zugleich davor, dass sich die Loyalität der Christinnen und Christen weg von der Partei hin zur Religion verschiebt. Zudem erklärt Brandner, wie die Bibel an Aktualität gewinnt, wenn sie in eine durch Repression geprägte Lebenswelt hineinspricht, und er sagt, weshalb das Christentum keine westliche, sondern eine globale Religion ist.
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