„Kindheit zwischen den Kulturen: Missionskinder in der Kolonialzeit“

kindermädchen in bonaku

In den Missionsgebieten waren oft Nannys für die Betreuung der Kleinkinder der Missionarspaare zuständig, wie hier in Kamerun (ca. 1905). Bild: Basel Mission Archives E-30.03.035

Im Webinar der Reihe „Mission-Colonialism Revisited“ berichteten zwei Historikerinnen aus Basel und Delhi über Kindsein und Kindheit im Umfeld der Basler Mission im 19. Jahrhundert. Sie beleuchteten die erzieherischen Prinzipien der Mission und deren Auswirkungen in unterschiedlichen kulturellen Kontexten.

Im aktuellen Webinar der Reihe «Mission-Colonialism Revisited» gaben Dr. Dagmar Konrad von der Universität Basel und Dr. Divya Kannan von der Shiv Nadar Universität in Delhi Einblick in ihre Forschungen. Das Webinar löste grosses Interesse aus. Rund 80 Interessierte und Fachleute aus verschiedenen Kontinenten nahmen online teil.

Beide Historikerinnen referierten über ihre Forschungen zu Kindern und Kindheiten in der Einflusssphäre der Basler Mission in der Kolonialzeit. Die Ergebnisse erhellten und ergänzten sich gegenseitig. Zahlreiche Fragen von Claudia Buess, Leiterin Bildungsveranstaltungen und Moderatorin der Reihe, sowie aus dem Kreis der Teilnehmenden trugen zur Ergänzung und Vertiefung des Gehörten bei.

Gebrochene Familienbiografien

Dagmar Konrad bot Einblicke in die Situation von Missionskindern und deren Eltern im 19. Jahrhundert. Aufgrund der Vorschriften der Basler Mission wurden die Kinder der Missionspaare im Alter von sechs Jahren nach Europa geschickt, damit sie dort eine europäisch-christliche Erziehung erhielten.

Konrad berichtete – mit Fokus auf die Missionsfamilien in Indien – anschaulich und mit Zitaten aus Briefen angereichert über die Situation der Kinder, deren Eltern und auch über die Rolle der einheimischen Nannys, die oft für die Betreuung der Kleinkinder der Missionspaare zuständig waren. Ihr Referat erhellte zahlreiche Aspekte der gebrochenen Familienbiografien der Missionsfamilien.

Disziplin und harte Arbeit

Die indische Historikerin Divya Kannan berichtete über die Erlebnisse indischer Kinder in den Internaten und Waisenhäusern der Basler Mission in verschiedenen Teilen des britisch beherrschten Malabar im heutigen Südindien (Bundesstaat Kerala).

Sie zeigte auf, wie Waisen und Kinder aus armen Familien in den Institutionen der Basler Mission zwar die Möglichkeit von Bildung erhielten. Diese war aber nicht darauf ausgerichtet, die Kinder zu fördern, sondern geprägt von Disziplin und harter körperlicher Arbeit. Zahlreiche Kinder wehrten sich gegen dieses Regime und manche flohen aus den Schulen.

Die Aufzeichnung des Webinars ist online verfügbar, die Referate wurden ergänzt durch zahlreiche zeitgenössische Fotografien, welche die Ausführungen zusätzlich anschaulich machen.

► Das Webinar ansehen
Nächste Bildungsveranstaltung: Int. Forum zur transkulturellen und interreligiösen Friedensförderung, 17.-18. August 2023
► Buchhinweis: Dagmar Konrad, «Missionskinder»

Artikel Divya Kannan

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