Vier Impulsreferate boten unterschiedliche Zugänge zum Thema. Danach erhielten die Teilnehmenden jeweils die Möglichkeit, direkt auf das Gebotene zu reagieren – und sie nutzten die Gelegenheit auch. Die Fragen und Reaktionen zeigten, wie sehr das Thema beschäftigt. Eingeladen hatten das Pfarramt für weltweite Kirche beider Basel, gemeinsam mit der evangelisch-reformierten Kirche Baselland und Mission 21. Das Ziel der Tagung war es, Antworten auf die zentrale Frage zu bieten, ob wir tatsächlich zum Frieden beitragen können und was es braucht, damit Frieden wachsen kann.
Darauf lieferten die Referierenden Antworten aus Geschichte und Gegenwart. Der emeritierte Basler Theologie-Professor Hans-Peter Mathys zeigte auf, dass im Alten Testament nicht der Frieden das angestrebte Ideal war, sondern die Ordnung. Frieden, „Shalom“, könne man dort als lebensfördernde Geordnetheit der Welt übersetzen.
Verbindlich und sozial engagiert handeln
Für den Basler Sozialwissenschaftler Ueli Mäder ist „Ordnung“ als Wert für die Gegenwart problematisch, da ja auch Diktaturen eine gewisse Ordnung bieten. Er legte dar, wie die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen seit den 1980er Jahren immer mehr Konflikte generierten und in der breiten Bevölkerung verstärkt Unsicherheit auslösten. Die Rolle der Kirchen müsse daher sein, verbindlich und sozial engagiert aufzutreten, die Menschen anzusprechen.
Was es konkret heisst, in Kriegssituationen helfend tätig zu sein, schilderte die ehemalige Rotkreuz-Delegierte Karin Hofmann eindringlich. Zum Beispiel wie sie mit Gefängniswärtern und mutmasslichen Folterern sprach. Oder wie sie in Tschetschenien beeindruckt wurde durch Frauen, die sich trotz leidvoller Erfahrungen nicht in den Strudel der Gewalt ziehen liessen. Ihr Fazit aus den Erlebnissen: Jeder Einsatz, jeder „Tropfen auf den heissen Stein“ lohnt sich.
Potential zum Frieden ausschöpfen
Studienleiter Detlef Lienau von Mission 21 analysierte danach kurz und knapp, wie Religionen Konflikt-verschärfend wirken können. Zu Beginn gehe es meist um handfeste Interessen. Würden diese mit religiösen Werten verknüpft, sei es schwieriger, den Konflikt rational zu beenden. Die Lösung liege im Betonen der friedlichen Werte, die zu jeder Religion gehörten. Dieses Potential der Religionen zum Frieden müsse viel stärker ausgeschöpft werden.
Vor dem Schlusspodium präsentierte Kommunikationsleiter Dario Brühlmann von Mission 21 die Projekte der aktuellen Kampagne. Vor allem das Friedensdorf Gurku sei ein gutes Beispiel, wie ein Anfangsengagement im privaten Rahmen zu einem gemeinsamen Friedensprojekt wachsen könne. Unter dem Motto „Frieden wächst mit uns“ könne man durch Aktionen in der Schweiz dieses Projekt fördern, zeigte Brühlmann auf.
Zum Gelingen der Tagung trug auch der Sänger und Sprecher Sebastian Mattmüller bei. Er trug Passagen aus dem Roman „Heeresbericht“ vor: Der Autor Edlef Köppen hatte 1930 mit einer vielstimmigen Collage darin über den Ersten Weltkrieg erzählt.
Einige Teilnehmende hätten sich gerne noch mehr Hinweise für das eigene Handeln gewünscht. Andere zeigten sich ermutigt und motiviert, mit einer eigenen Initiative, in der Kirchgemeinde oder privat, aktiv auf mehr Frieden und Gerechtigkeit hinzuarbeiten.
Text und Foto: Christoph Rácz