“Protesting for change – does it matter?“ – auf diese Frage, die als Motto den Anlass überspannte, boten alle Teilnehmenden dieser ersten Online Summer School von Mission 21 spannende, engagierte und teilweise historisch erhellende Antworten. In zwei Sessionen am Freitag, 21. und Samstag, 22. August, brachten Wissenschaftler*innen Erkenntnisse aus ihren Forschungen über Protestbewegungen ein. Die dritte Session (am Samstag) gehörte Aktivist*innen aus verschiedenen Kontinenten, die Erfahrungen aus der Praxis schilderten.
Die Rolle der internationalen Solidarität
Julian Brown bot zuerst einen Einblick in die Anti-Apartheid-Bewegung Südafrikas. Der Politikwissenschaftler an der Universität Witwatersrand, Johannesburg, führte kompakt und nachvollziehbar durch die Geschichte Südafrikas, von weisser Kolonisation und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung bis hin zur Abschaffung der Apartheid-Gesetze 1990.
Der jahrelange Protest wurde in Südafrika gewaltsam unterdrückt. Von den 1960er Jahren an gewann er immer mehr internationale Unterstützung und führte auch zu Boykottaufrufen gegen das Apartheid-Regime, die teils breit befolgt wurden. „Die Anti-Apartheid-Bewegung wurde mit ihren Massnahmen zu einem Vorbild für viele folgende zivile Bewegungen. Heutige Solidaritäts-Bewegungen weisen jeweils ähnliche Vorgehensweisen auf, um Veränderung von unten zu bewirken“, stellte Brown fest.
Proteste gegen Apartheid – und heute zur Flüchtlingspolitik
Die Historikerin Barbara Müller aus Basel ergänzte mit Erfahrungen aus Schweizer Perspektive. Sie zeigte auf, wie hierzulande die Kenntnis über das Unrechtsregime trotz dessen restriktiver Informationspolitik immer grösser wurde und dadurch auch die Solidaritätsbewegung wuchs. Die Themen Rassismus und Diskriminierung wurden so in einer breiten Bevölkerung diskutiert.
Verena Stern, Soziologin aus Bielefeld, führte das Thema in die Gegenwart. Sie präsentierte ein diverses Bild von Protestformen zum Thema Migration. So sind Bewegungen auf der Strasse aktiv, die zu Solidarität mit Migrant*innen aufrufen wie auch migrationskritische Gruppen. Online-Engagements und –Proteste seien heute ein nicht wegzudenkender Teil von Protestaktivitäten. Dennoch spiele die Sichtbarkeit auf der Strasse immer noch eine wichtige Rolle.
Aktivist*innen aus vier Kontinenten
Am Samstagmorgen lag der Fokus speziell auf Protestbewegungen in Lateinamerika. Der Soziologe Nicolás M. Somma lieferte hierzu eine Analyse, in der er auf die unterschiedlichen Konstellationen und Rahmenbedingungen erfolgreicher Protestbewegungen einging. Zur Sprache kamen auch ethische Vorstellungen und Haltungen, die Proteste begünstigen und stützen können.
Weiter boten Erfahrungsberichte von Aktivist*innen abschliessend einen beeindruckenden Einblick, dass sich viele Menschen weltweit gegen unterschiedliche Formen von Diskriminierung engagieren. Ob sich der Jesuit Christoph Albrecht aus der Schweiz für Flüchtlinge einsetzt, ob Solveig Schrickel in Chile für die Rechte der Indigenen auf die Strasse geht oder Mary Kategile in Tansania für mehr Bildung zugunsten von Frauen kämpft: Gemeinsam ist allen, dass sie ihr Engagement stets auf Augenhöhe mit den Begünstigten verstehen.
Die Themen, die von den Aktivist*innen präsentiert werden, sind auch ein Spiegel der Verhältnisse weltweit. Su-min Park aus Südkorea und die Nigerianerin Adenike Oladosu setzen sich auf verschiedenen Ebenen für Frauen ein. Denn sie sind weltweit immer noch benachteiligt. Halim Pratama aus Indonesien, der für Mission 21 tätig ist, engagiert sich für die Umwelt und gegen die Klimaveränderung. Und Christian Castro kämpft für die Anerkennung der LGBT-Community. Den Einsatz gegen Diskriminierung bringt Marilyn Umurungi aus der Schweiz auf den Punkt: Rassismus existiere weltweit, „deswegen ist der Kampf gegen Rassismus immer auch Teil einer globalen Bewegung, aktuell unter der Bezeichnung Black Lives Matter.“
Das Engagement der Aktivist*innen stiess auf grosses Echo, das zeigten die angeregte Diskussion und die vielen Fragen im Anschluss.
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