Im Einsatz gegen Gewalt an Frauen: Drei Expertinnen im Gespräch

Bild von der 16-Tage-Kampagne von 2021.

Aktivist*innen setzen zu Beginn der Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ 2021 ein starkes Zeichen gegen sexualisierte Gewalt auf dem Bahnhofplatz Bern. Foto: Nathalie Jufer

Der Einsatz gegen Gewalt an Frauen und für Gendergerechtigkeit ist ein zentraler Wirkungsbereich von Mission 21. In der Veranstaltung «Dialog International» tauschten sich am 17. November drei Fachfrauen aus, die sich in diesem Feld engagieren und viel aus der Praxis zu berichten haben.

Die ganze Veranstaltung mit den drei Expertinnen aus Indonesien, Peru und der Schweiz gibt es hier als Video zum Nach-Schauen:

Karmila Jusup ist Mitbegründerin und Beraterin im Frauenhaus «Durebang Women’s Crisis Center» in Bandung, Indonesien. Das Frauenhaus ist Teil der Projektarbeit von Mission 21 (► mehr zum Projekt).

Clea Guerra Romero arbeitet für Flora Tristan, seit 2021 Partnerorganisation von Mission 21. (► Mehr zum Projekt). Flora Tristan engagiert sich für die Menschenrechte von Frauen, sexuelle Rechte und Bürgerrechte im Bereich Gesundheit, für feministische Forschung sowie für ländliche Entwicklung.

Susan A. Peter ist Geschäftsführerin der Stiftung Frauenhaus Zürich. Sie war langjährige Mitarbeiterin des Frauenhauses Zürich und in diversen sozialpädagogischen Einrichtungen für Frauen und Mädchen.

Schockierende Zahlen

In der Diskussion zeigte sich, dass Gewalt gegen Frauen, insbesondere häusliche Gewalt, in allen drei Ländern und global enorm verbreitet ist. Ein paar Zahlen dazu:

  • Weltweit erklärt fast ein Drittel der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren, die in einer Beziehung leben, dass sie in irgendeiner Form körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch ihren Intimpartner ausgesetzt waren.
  • Weltweit wurden im Jahr 2020 81’000 Frauen und Mädchen getötet.
  • Rund 47’000 der getöteten Frauen und Mädchen starben durch die Hand eines Intimpartners oder eines Familienmitglieds.
  • Das bedeutet, dass alle elf Minuten eine Frau oder ein Mädchen in ihrem Zuhause getötet wird. Dies geht aus Daten hervor, die 2021 vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlicht wurden

Unzureichende Datenlage

Alle drei Expertinnen hielten fest, dass die Datenlage schlecht sei. Viele Fälle werden nicht erfasst. In der Schweiz zum Beispiel ist «Femizid» keine eigene Kategorie in der Kriminalstatistik. In Indonesien wiederum sind die Statistiken zu Gewalt an Frauen aus der Covid-Zeit verzerrt – während der Lockdowns schlossen viele Einrichtungen und meldeten keine Fälle mehr an die Behörden. In Peru ist die Gewalt an Frauen gemäss Clea Guerra Romero gesellschaftlich noch immer dermassen toleriert, dass sie oftmals gar nicht thematisiert, geschweige denn zur Anzeige gebracht wird.

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Zudem läuft aktuell auch die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen», bei der sich zahlreiche Institutionen und Organisationen gegen Gewalt an Frauen stark machen.

Gesetze sind da, werden aber nicht durchgesetzt
Die drei Fachfrauen waren sich einig, dass es zu den wichtigsten Massnahmen gegen häusliche Gewalt gehört, für das Thema zu sensibilisieren und es zu enttabuisieren. Gesetze gebe es bereits in allen Ländern, sie müssten jedoch richtig angewendet und durchgesetzt werden.

Susan A. Peter hielt für die Schweiz fest, dass es eine nationale Strategie brauche. Bis heute ist der Schutz von Frauen, die Gewalt erleben, kantonal geregelt. Wie betroffene Frauen unterstützt werden, hängt also vom Wohnkanton ab, obwohl die Gewalt überall stattfindet.

Männer spielen eine Schlüsselrolle

Barbara Heer, Leiterin des Frauen-und-Gender-Desks bei Mission 21, brachte einen weiteren Punkt ein: Um das Problem der genderbasierten Gewalt anzugehen, müssten unbedingt auch Männer miteinbezogen werden. Die Unterstützung von Opfern sei wichtig, gehe aber nicht weit genug. «Männer spielen eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Veränderungen umzusetzen», so Barbara Heer.

Daher wird Mission 21 in ihrer Arbeit ab dem kommenden Jahr Männer und Jungen mehr in die Arbeit zum Thema Gendergerechtigkeit einbeziehen. Unter dem Stichwort «Masculinities» (Männlichkeiten/Männer-Bilder) werden mehrere Pilotprojekte in diesem Bereich finanziert.

Beharrliches Engagement ist wichtig

Die Diskussion zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, sich gegen genderbasierte Gewalt und für mehr Gendergerechtigkeit einzusetzen – ob in Peru, Indonesien oder in der Schweiz. Hier finden Sie mehr Informationen zur Arbeit von Mission 21 in diesem Bereich:

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