Kurz vor Weihnachten befinden sich die Menschen in den südlichen Anden Perus in einer doppelten Ausnahmesituation: In erster Linie sind sie von einer Ernährungskrise bedroht. Seit Monaten fällt kein Regen, die Setzlinge vertrocknen, eine Ernte im Februar ist nicht zu erwarten. Dazu kommt, dass die Menschen durch die politisch instabile Situation im Land auf sich selbst gestellt sind.
Im Hochland in den südlichen Anden Perus setzen sich die Partner von Mission 21 für Ernährungssouveränität ein. Diese Arbeit ist im Moment wichtiger denn je – und vielleicht so schwierig wie noch nie. Denn im Projektgebiet in der Region Puno hat es rund zehn Monate nicht mehr geregnet. Erste Regentropfen sind letzte Woche gefallen, aber in unzureichender Menge und viel zu spät.
Den Menschen vor Ort droht wegen dieser Dürre eine Ernährungskrise. «Die Setzlinge, die wir gepflanzt haben, können nicht wachsen», sagt Humberto Cahuina Mamani von der lokalen Organisation APROCLAS. In den Dörfern im Hochland haben die wenigsten Kleinbauern und Kleinbäuerinnen Bewässerungssysteme. Dass der Regen nun so lange ausgeblieben ist, ist bedrohlich. Die Rekord-Trockenheit erinnert an die Krise der 50er Jahre. Die meisten Familien in den Dörfern haben nicht genug Geld, um Lebensmittel dazu zu kaufen, insbesondere, wenn sie ihre Ernte nicht auf den Markt bringen können. Hunderte von Tieren wie Alpacas und Vicuñas sind bereits verdurstet, Andere sind so abgemagert, dass die Kleinbauer*innen ihre Nutztiere nicht gewinnbringend verkaufen können.
Video unserer Partnerorganisation IDECA.
Mission 21 und ihre Partnerorganisationen arbeiten seit vielen Jahren daran, die Ernährungssouveränität der Menschen in der Region Puno zu verbessern. In manchen Dörfern sind bereits Wasserauffangbecken gebaut worden. Mit agroökologischen Methoden passen sich die Bäuerinnen und Bauern an die Folgen des Klimawandels an. An anderen Orten verdienen Frauen mit handwerklichen Tätigkeiten zusätzliches Geld, um nicht völlig von der Landwirtschaft abhängig zu sein. Doch auch sie sind von der Dürre betroffen. Denn die Wolle, die sie zu Kleidern verarbeiten, stammt von Tieren, die nun wegen der Trockenheit verenden. Die langfristige Hilfe muss also dringend weitergeführt werden, um für die Zukunft gewappnete zu sein. Doch um die aktuelle Situation zu bewältigen, sind die Menschen vor Ort auf zusätzliche, kurzfristige Hilfe angewiesen.
«Der Mangel an Regen beeinträchtigt sowohl die Landwirtschaft als auch die Viehzucht. Wenn es keine Landwirtschaft und kein Vieh gibt, dann wird es auch keine Handwerkskunst mehr geben», sagt Hilda Ochoa Paye von der Organisation OMABASI, mit der Mission 21 vor Ort zusammenarbeitet. Sie ergänzt «Ich bitte meine lokalen und kommunalen Behörden, sich um die Wasserquellen zu kümmern und sie zu retten.»
Doch von der Politik ist in der aktuellen Situation kaum Hilfe zu erwarten. Peru befindet sich in einer tiefen politischen Krise, die zu gewalttätigen Protesten mit 20 Todesopfern geführt hat (Stand 19. Dezember 2022). In den vergangenen fünf Jahren gab es sechs verschiedene Präsidenten. Anfang Dezember wurde der amtierende Präsident Pedro Castillo verhaftet, nachdem er versucht hatte, den Kongress aufzulösen.